Ahnenforschung Bub

Leitfaden Ahnenforschung - wie fange ich an?

Fragen und Sammeln

Zunächst einmal befragen Sie alle älteren Verwandten und Familienangehörigen nach deren Vorfahren. Schreiben Sie sich alles auf; über die Eltern, Großeltern, Urgroßeltern und Geschwister. Über Wohnorte, Berufe und Lebensumstände der Vorfahren. Vielleicht haben Ihre Verwandten ja noch interessante Anekdoten oder Geschichten über frühere Familienmitglieder zu erzählen. Fragen Sie nach Fotos, alten Unterlagen, Verträgen oder Sterbebildchen.
Schauen Sie auch zuhause nach, ob Sie Informationsquellen besitzen, in denen Sie fehlende Angaben finden können. Hilfreich sind z.B. Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden, alte Familienbibeln, Todesanzeigen, Fotoalben und Ahnentafeln.
Besuchen Sie die Friedhöfe, wo Ihre verstorbenen Familienangehörigen begraben sind und fotografieren Sie die Gräber mit den Geburts- und Sterbedaten. Vielleicht existieren in Ihrer Familie ja noch sogenannte Ariernachweise, in denen im dritten Reich die Abstammung über mehrere Generationen vermerkt wurde. Aber Vorsicht: Diese Unterlagen bieten nur Anhaltspunkte, die verifiziert werden müssen, da Ariernachweise gern geschönt wurden.
Aus meiner Erfahrung eignen sich Familientreffen, z.B. Hochzeiten, Taufen, Jubiläen oder Beerdigungen sehr gut für die Datensammlung bei der weitläufigeren Verwandtschaft, da hier die ganze Familie oder viele davon zusammenkommen. Wenn Sie dann noch jemand aus Ihrer Familie für eine Zusammenarbeit begeistern können, haben Sie schon einen großen Vorteil, denn zusammen forscht es sich einfach besser und mit viel mehr Spaß.
Aber für alle Gespräche gilt: Seien Sie nie aufdringlich und nerven Sie Ihre Verwandten nicht mit Ihren Fragen. Und: Verlieren Sie keine Zeit und fangen Sie so schnell wie möglich mit Ihren Befragungen an, denn die ältesten Familienmitglieder wissen am meisten über Ihre Vorfahren. Falls diese plötzlich versterben sollten, verlieren Sie wertvolle Quellen familiären Wissens!

Wenn Sie alle Informationen und Daten gesammelt haben, fangen Sie an, diese zu ordnen und zu sortieren. Am besten beschaffen Sie sich ein Ahnenforschungsprogramm mit Datenbank. Ich selbst bevorzuge den Family-Tree-Maker, aber es gibt sicher noch andere gute Programme. Wichtig ist nur, dass Ihr Programm Ihre Daten in GEDCOM-Format umwandeln kann. Mit diesem internationalen Format zum Austausch von Stammbaumdaten können Sie Ihre Daten weltweit in allen genealogischen Datenbanken speichern und mit anderen Forschern austauschen

Nun können Sie die ersten Ahnen- und Nachkommentafeln erstellen und Ihre Familie damit überraschen. Aber eigentlich wird es ja jetzt erst richtig interessant!

Anfragen beim Standesamt

Fehlende Daten zu Geburten, Todesfällen und Hochzeiten Ihrer direkten Vorfahren können Sie bei den zuständigen Standesämtern anfordern. Die Standesamtsregister wurden in Deutschland in der Regel um 1874 eingeführt. Allerdings sind alle personenbezogenen Lebensdaten nur dort registriert, wo sie beurkundet wurden. Wenn z.B. Ihre Großeltern in Wiesbaden geboren wurden, müssen Sie sich an das Standesamt in Wiesbaden wenden. Fordern Sie schriftlich einen vollständigen Auszug der Abstammungs-, Hochzeits- oder Sterbeurkunde an und vergessen Sie nicht, die Gebühr für die Ausstellung von Urkunden von derzeit 7,-- Euro beizufügen und Ihre Abstammung durch Kopien von Geburtsurkunden nachzuweisen. Oft ist es hilfreich, vorher telefonisch oder per E-Mail anzufragen, ob die gewünschten Unterlagen auch an diesem Standesamt vorliegen, denn wenn die Ereignisse nicht am Wohnort der Vorfahren passierten, sind diese bei dem entsprechenden anderen Standesamt beurkundet.

Oftmals ist schon beim Lesen alter Geburtsurkunden aus dem 19. Jahrhundert Geduld gefragt, denn diese sind in der Regel von Hand in Kurrentschrift geschrieben.

Kirchenbücher

Irgendwann sind Sie bei der Generation angelangt, deren Lebendaten standesamtlich noch nicht erfaßt wurde (i.d.R. vor 1874). Hier helfen Ihnen nur die Kirchenbücher weiter. Und bei den Kirchenbüchern ist es oft noch schwieriger: Hier müssen sie zuerst den zuständigen Kirchsprengel ausfindig machen. Dazu müssen Sie erst einmal wissen, welcher Religion die gesuchte Person angehörte. Häufig stimmen auch die damaligen Kirchsprengel nicht mehr mit den heutigen Gemeindegrenzen überein, oder die Gemeinden wurden zusammengelegt. Lesen Sie die Orts- und Stadtchroniken und informieren Sie sich über den Ort, wo Ihre Vorfahren gelebt haben. So finden Sie den richtigen Kirchsprengel am besten heraus. Auch ein Anruf im zuständigen Pfarrbüro kann Ihnen weiterhelfen.

Zu der Entzifferung der alten Handschriften kommt zumeist noch ein seltsamer Mix aus Kirchenbuchlatein und alten deutschen Begriffen.

Die Kirchenmatriken sind aufgeteilt in Tauf-, Trau- und Sterbebücher. Die neueren Kirchenbücher enthalten ein alphabetisches Namensregister, das die Suche erleichtert, die älteren zumeist nicht. Nun gehen Sie wie folgt vor: Zuerst suchen Sie im Sterbebuch nach den Todesdaten der betreffenden Person. Neben dem Sterbedatum und der Todesursache ist dort entweder das Geburtsdatum oder das Alter der Person zum Zeitpunkt des Todes vermerkt. Nun suchen Sie nach der Taufe der Person in den Taufbüchern. Notieren Sie sich neben dem Datum und den Namen der Eltern auch die Taufpaten (testis), denn diese waren oft Familienangehörige und helfen Ihnen weiter, falls Sie die Eltern nicht finden. Nun suchen Sie im Traubuch nach dem Hochzeitseintrag der Eltern. In der Regel war das ein- bis zwei Jahre vor der Taufe des Kindes. Sind Sie bei dem Hochzeitseintrag der Eltern fündig geworden, haben Sie wieder die Namen einer Generation früher, denn beim Hochzeitseintrag sind die Namen der Eltern der Brautleute vermerkt. Nun suchen Sie wieder nach dem Sterbeeintrag der Eltern und arbeiten sich so von Generation zu Generation weiter vor.

Chroniken, Steuerregister etc.

Wenn Sie nun aus den Standesamtsregistern und den Kirchenmatriken die Daten Ihrer Vorfahren zusammengestellt und geordnet haben, steht sozusagen das Grundgerüst Ihrer Ahnenforschung. Nun müssen Sie das Grundgerüst noch mit Leben füllen. Versuchen Sie aus Chroniken, Steuerregistern, alten Verträgen möglichst viel über Ihre Vorfahren herauszufinden: Wie sahen sie aus, wie waren ihre Lebensumstände, wo wohnten sie, was war ihr Beruf etc. Kleine Anekdoten, Familiengeheimnisse oder einfach nur alte Fotos runden das Bild ab. Nun können Sie die einzelnen Puzzleteile zusammensetzen und eine Familienchronik schreiben.

Ergebnisse veröffentlichen

Wenn Sie die Möglichkeit dazu haben, veröffentlichen Sie Ihre Ergebnisse und lassen Sie andere an Ihrem Hobby teilhaben: Der Vorteil daran ist, dass Sie durch die Veröffentlichung Kontakte zu Familienangehörigen oder Forscherkollegen knüpfen und gemeinsam mehr herausfinden können. Vielleicht hat ja schon jemand in Ihrer Familie geforscht und Sie erhalten ganz viele neue Erkenntnisse oder finden bis dato noch unbekannte Verwandtschaft. Außerdem forscht es sich im Team doch viel besser und lustiger ...

Ausreden wie: Ich bin ja noch lange nicht fertig! gelten nicht, denn mit Ihrer Forschungsarbeit werden Sie niemals fertig! Immer wieder werden Sie ein kleines Puzzleteilchen mehr zu Ihrem Familienpuzzle finden und sich jedesmal darüber freuen - und sei das Teilchen auch noch so klein! Denn Ahnenforschung kann süchtig machen!

DIE SCHÄTZE DER VERGANGENHEIT SIND GRÖSSTENTEILS NOCH DA; SIE MÜSSEN NUR GEHOBEN WERDEN!

Zusammenfassung in Kurzform:

  1. Daten sammeln
  2. Ordnen
  3. Standesamtliche Urkunden anfordern
  4. Kirchenbücher einsehen
  5. Chroniken, Steuerregister etc. besorgen
  6. Ergebnisse veröffentlichen
  7. Forscherkontakte knüpfen

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