Ahnenforschung Bub

Grabrede für Paul Schmid anno 1937

-Original-Grabrede für Herrn Paul Schmid, Bader und Mesner in Höhenmoos, 20.12.1937-

Christliche Trauerversammlung!

Es war am 22. Juni 1910, da hat sich an dieser Stelle der geweihte Boden aufgetan, um eine brave, junge Gattin und Mutter aufzunehmen. Heute, nach 27 Jahren ist dieses Grab wieder offen, um auch den Gatten aufzunehmen, der damals mit 7 unmündigen Kindern blutenden Herzens seinem guten Weibe ins Grab schauen musste. Es ist der ehrengeachtete Herr Paul Schmid, Bader und Mesner von hier, welcher nach kurzer schwerer Krankheit letzten Freitag morgens halb vier Uhr nach Empfang der hl. Sterbesakramente verschieden ist.

Familiengrab Schmid in Höhenmoos

Der Verstorbene war geboren am 25.12.1869 als viertes Kind der Baderseheleute Paul und Therese Schmid von hier. Der Vater unseres entschlafenen Mitbruders war ja weit und breit bekannt als tüchtiger Chirurg und Heilkünstler, bei dem tausende in den verschiedensten Anliegen Rat und Hilfe suchten und auch fanden, und als ein ebenso tief gläubiger und christlicher Mann, der immer mit Hut und Rosenkranz in der Hand seine Wege ging. Im Familienbuch steht über ihn das ehrende Zeugnis: Er lebte und starb als musterhafter Christ und tat viel Gutes im Leben. Gelten diese Worte nicht auch seinem Sohne, unserem verstorbenen Mitbruder? Auch er lebte und starb als guter Christ und tat viel Gutes im Leben. Von seiem Vater lernte er die Baderei, Zahntechnik und Heilkunde und war darin sehr geschickt. Auch bei ihm suchten viele Rat und Hilfe und bereitwilligst stand er jeden Tag und Nacht zu Diensten. Er war ein ausgezeichneter Diagnostiker, der aus den Symptomen schnell und sicher die Krankheiten festzustellen wusste. So leistete er in seiner langjährigen Praxis unzähligen aus der Gemeinde und aus der nähreren und weiteren Umgebung die schätzenswertesten Dienste aus edelsten Beweggründen und genierte sich bei seiner großen Bescheidenheit ein kleines Entgelt für seine Dienste anzunehmen.

Am 17.10.1899 hatte er mit Maria Beischl, Wirtstochter von Margarethenried, den Bund fürs Leben geschlossen. Das Familienbuch gibt auch ihr das schöne Zeugnis, dass sie eine brave und tüchtige Person war. Nach 11 Jahren glücklichen Zusammenlebens hat der Tod diesen Bund zerrissen. Das war für den Mann mit seinen 7 unmündigen Kindern ein furchtbarer Schlag. Aber Herr Schmid ertrug ihn mit männlicher Fassung und christlicher Ergebung. Noch ernster und sorgsamer wachte er jetzt über seine Kinder, damit auch sie zu tüchtigen Menschen und Christen heranwuchsen. Der Verblichene war ein Mann von tiefster Frömmigkeit, die er allerdings nach aussenhin nicht so zeigte. Seit vielen Jahren kniete er tagtäglich an der Kommunionbank, täglich wohnte er dem hl. Messopfer bei und zwar mit einer Andacht, die ihn alles um ihn herum vergessen ließ, jeden Abend besuchte er nochmals den Heiland im Sakramente, täglich betete er in der hl. Fastenzeit den Kreuzweg wie er auch stets alle anderen Andachten pflegte und auch dem von den Päpsten so warm empfohlenen 3. Orden vom hl. Franziskus für die Weltleute hat er sich angeschlossen. Sein Leben war sozusagen ein ständiges Sammeln von guten Werken der Gottes- und Nächstenliebe. Sein Mesnerdienst war ihm eine Herzenssache, auch dazu war er jede Stunde bereit. Wie oft begleitete er den Geistlichen zu den Kranken. Einer Reihe von Kooperatoren und Pfarrern diente er in der Sakristei, am längsten wohl mir selbst, fast an die 20 Jahre. In seinem gastlichen Hause fühlten sich die Kooperatoren von Rohrdorf wie daheim, da der Verstorbene und seine brave, gute Gattin mütterlich für dieselben besorgt waren.

Möge es ihnen der Herrgott vergelten in der Ewigkeit, was sie mir und meinen Mitbrüdern in dieser Weise Gutes getan haben. Still und ruhig ist Herr Paul Schmid durchs Leben gegangen, es war ein Leben im Dienste Gottes und der Mitmenschen, aber auch im Dienste der eigenen Seele. Wie man lebt, so stirbt man. Sein Sterben war ein Abglanz seines Lebens. Still und ruhig ohne Klage ist er auch gestorben.

Seit etwa 3 Monaten fühlte er sich nicht mehr recht wohl. Ein Magenleiden stellte sich ein, er mochte nicht mehr essen und wurde immer blasser und magerer, aber er klagte nicht. Mit Mühe und Anstrengung machte er die Mission noch mit, um sich nachher gleich niederzulegen und nicht mehr aufzustehen. Sein kranker Magen versagte fast jede Nahrungsaufnahme, aber er litt ohne Klage und verschmähte es, sich sein Leiden durch ärztliche Mittel lindern zu lassen. Er wollte leiden, er wollte mit seinem Erlöser den Kreuzweg gehen bis zum Ende. So hauchte der edle Mann und Christ am Freitag seine im Leiden geläuterte Seele aus.

Ein guter, stets hilfsbereiter und dienstgefälliger Mensch und musterhafter Christ ist mit ihm von uns geschieden. Mir will fast scheinen, als wäre ohne ihn Höhenmoos gar nicht mehr Höhenmoos und auch unser Kirchlein ohne ihn recht verwaist. Wenn ich in sein Grab hinabschaue, möchte ich auch klagen, wie es in dem bekannten Liede vom guten Kameraden heißt: Er liegt mir vor den Füßen als wärs ein Stück von mir. - Schwer empfinden wir den Verlust dieses edlen Menschen und die Zukunft wird es uns noch zeigen, wie sehr und wie oft er uns fehlt.

In tiefster Trauer Hinterbliebene! Schwerist diese Stunde schon für uns, da wir den lieben Schmid Pauli begraben müssen, noch viel schwerer ist sie für euch. Am liebsten würdet ihr ihn wohl wieder mitnehmen. Wie wird das Haus leer sein ohne ihn. Doch sein großer hl. Namenspatron, der hl. Apostel Paulus, hat ein schönes Trostwort geschrieben, das ich euch ans Herz legen möchte. Der Apostel schreibt: Tröstet euch, tröstet einander! Gott trennt die Kinder und Eltern, er führt sie aber wieder zusammen, dann werden wir immer beim Herrn sein. "Immer beim Herrn sein" Das ist wahrhaftig der beste Trost im eurem Schmerze. Beim Herrn wedet ihr euren guten Vater und eure brave Mutter wiederfinden und dann gibt es keine Trennung mehr. Darum tröstet Euch und tröstet einander.

Um euren Vater braucht euch nicht bange sein. Er hat gut vollendet ist glücklich am Ziele angelangt. Ihr leidet jetzt schwer, aber legt Schmerz in Gottes Vaterhände. Gottes Vaterliebe ist ja gerade dann am nächsten, wenn sie schmerzlich verwundet. Du aber, unser lieber christlicher Mitbruder, der du nun zum stillen Schläfer an der Seite deiner früh geschiedenen Gattin geworden bist, ruhe sanft und still wie du durchs Leben gegangen bist. Dein unsterblicher Geist aber schwinge sich auf zum Vater der Lichter, zur ewigen Heimat im Himmel, Amen!